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Kennen Sie das? Die Temperaturen steigen, und plötzlich passen die Ringe nicht mehr über die Finger, die Schuhe drücken, und die Beine fühlen sich schwer an. Was paradox erscheint, ist tatsächlich ein häufiges Phänomen: Wassereinlagerungen nehmen im Sommer oft zu, nicht ab. Doch warum ist das so, und was können wir dagegen tun?
Intuitiv könnte man annehmen, dass wir bei Hitze durch vermehrtes Schwitzen Wasser verlieren und daher weniger Einlagerungen haben sollten. Die Realität sieht jedoch anders aus: Bei hohen Temperaturen weiten sich unsere Blutgefäße, um Wärme besser abzugeben. Diese Erweiterung führt zu einem leichten Abfall des Blutdrucks, worauf der Körper mit Wassereinlagerung reagiert, um das Blutvolumen zu stabilisieren.
Zudem verlangsamt sich bei Hitze der venöse Rückfluss. Das Blut staut sich leichter in den Beinen, und Flüssigkeit tritt aus den Gefäßen ins Gewebe – sichtbare Schwellungen sind die Folge. Besonders an heißen Tagen, wenn wir viel stehen oder sitzen, macht sich dieser Effekt bemerkbar.
Unser Hormonhaushalt unterliegt jahreszeitlichen Schwankungen, die im Sommer besonders deutlich werden können. Bei Frauen können die Östrogenschwankungen während des Menstruationszyklus die Situation verschärfen. Östrogen beeinflusst das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System, das für die Regulation des Wasserhaushalts verantwortlich ist. In Kombination mit sommerlicher Hitze kann dies zu verstärkten Wassereinlagerungen führen.
Paradoxerweise können Wassereinlagerungen ein Zeichen von Dehydration sein. Wenn wir zu wenig trinken, hält der Körper das vorhandene Wasser fest – eine Überlebensstrategie, die zu Schwellungen führen kann. Die richtige Balance zu finden ist entscheidend: Ausreichend trinken (2-3 Liter täglich), aber gleichzeitig übermäßigen Salzkonsum vermeiden, der Wasser bindet.
Besonders wichtig: Greifen Sie zu Wasser oder ungesüßten Tees statt zu zuckerhaltigen oder alkoholischen Getränken, die den Effekt noch verstärken können.
Unser Körper sendet deutliche Signale, wenn er mit Wassereinlagerungen kämpft:
Druckempfindliche Schwellungen an Knöcheln, Füßen und Fingern
Eine Delle im Gewebe, die nach Fingerdruck kurz bestehen bleibt
Schwere oder Spannungsgefühl in den Beinen
Enge Ringe oder drückende Schuhe, besonders am Abend
Diese Anzeichen sind in der Regel harmlos und verschwinden oft nach einer kühleren Nacht oder wenn wir die Beine hochlegen. Bei plötzlichen oder sehr starken Schwellungen sollte jedoch ärztlicher Rat eingeholt werden.
Die Lymphe spielt eine zentrale Rolle beim Abtransport von überschüssiger Flüssigkeit. Mit einfachen Übungen können Sie Ihren Lymphfluss anregen:
Beinpumpe: Im Liegen die Beine an der Wand hochlagern und die Füße abwechselnd anziehen und strecken – 2-3 Minuten täglich wirken Wunder.
Schmetterlingsübung: Im Sitzen Fußsohlen aneinanderlegen und die Knie sanft auf und ab bewegen – aktiviert die Lymphbahnen in der Leistengegend.
Bewegung im Wasser ist im Sommer nicht nur erfrischend, sondern auch besonders effektiv gegen Wassereinlagerungen. Der hydrostatische Druck des Wassers wirkt wie eine natürliche Lymphdrainage und fördert den Rückfluss von Blut und Lymphe zum Herzen.
Selbst einfaches Waten im knietiefen Wasser oder sanftes Schwimmen kann bereits positive Effekte haben. Der Auftrieb entlastet zudem die Gelenke – ideal bei Hitze, wenn intensive Belastungen schwerfallen.
Unsere Füße tragen die Hauptlast der sommerlichen Wassereinlagerungen. Einfache Übungen können hier große Erleichterung bringen:
Fußkreisen: Im Sitzen die Füße in beide Richtungen kreisen lassen – aktiviert die Venenpumpe.
Zehengreifen: Versuchen Sie, mit den Zehen ein Handtuch vom Boden aufzuheben – stärkt die Fußmuskulatur und verbessert die Durchblutung.
Diese kleinen Übungen lassen sich problemlos in den Alltag integrieren – sei es am Schreibtisch, beim Fernsehen oder sogar unter der Dusche.
Die Atmung ist ein oft unterschätzter Faktor bei der Bekämpfung von Wassereinlagerungen. Durch tiefes Bauchatmen entsteht ein Unterdruck im Brustkorb, der wie eine Pumpe auf das Lymphsystem wirkt und den Flüssigkeitsrückfluss fördert.
Praktizieren Sie mehrmals täglich bewusstes Atmen: Durch die Nase tief in den Bauch einatmen, kurz halten und langsam durch den Mund ausatmen. Schon 5 Minuten können einen spürbaren Unterschied machen.
Sebastian Kneipp wusste bereits vor über 150 Jahren um die wohltuende Wirkung von Wasseranwendungen. Besonders im Sommer sind Wechselduschen eine Wohltat: Beginnen Sie mit warmem Wasser und enden Sie mit einem kühlen Guss, immer von den Füßen aufwärts in Richtung Herz.
Auch ein kühles Fußbad am Abend kann Wunder wirken. Tauchen Sie Ihre Füße für einige Minuten in kühles Wasser und bewegen Sie dabei die Zehen – eine einfache, aber effektive Methode, um Schwellungen zu reduzieren und gleichzeitig Erfrischung zu finden.
Mit diesen natürlichen Strategien können Sie sommerlichen Wassereinlagerungen entgegenwirken und die warme Jahreszeit mit leichten Beinen genießen.